Heute beginne ich mit einer kleinen Blogreihe, die in unregelmäßigen Abständen meine persönlichen Lieblingsschnittmuster – also meine all time favourites – vorstellen soll. Hierbei möchte ich mich nicht nur auf Damenbekleidung beschränken, sondern euch viel mehr alle Schnittmuster zeigen, die ich gerne immer und immer wieder nähe. Von Taschen bis hin zu Schnittmuster für unsere lieben Männer kann alles dabei sein. Den Anfang macht heute ein Teil, das ich schon im letzen Sommer fast ununterbrochen getragen habe.
Im letzten Jahr während meiner Blogpause habe ich mein absolutes Lieblingsschnittmuster für ein Sommertop entdeckt: Das Ogden Cami von True Bias.
In der Nähszene ist dieses Top aus Webware bereits weit verbreitet, denn es ist wohl das perfekte Basic. Inzwischen habe ich schon drei Ogden Camis in meinem Kleiderschrank.
Dass es trotz der schlichten Schnittführung sehr wandelbar ist, möchte ich euch heute beweisen. Obwohl der Schnitt für Webware ausgelegt ist, wählte ich für meine erste Version einen Viskosejersey.
Eigentlich erfolgte die Stoffwahl eher zufällig. In einem Anflug von akutem Drang etwas zu Nähen, verbunden mit fehlender Motivation zur aufwändigen Schnittmustervorbereitung sowie Mangel an Entscheidungsfreudigkeit musste eben ein schnelles Projekt aus einem vorhandenen Stoff her. Man glaubt es kaum, doch der einzige Stoff, der in ausreichender Menge vorhanden war, ohne ein 2-Meter-Stück anschneiden zu müssen war nun mal der weinrote Viskosejersey.
Da ich nicht gerade ein Freund davon bin, dünne Träger – sei es aus Webware oder Jersey – rechts auf rechts zusammen zu nähen und anschließend zu wenden, benötigte ich auch noch eine Alternative für die Träger des Ogden Camis. In meiner Kiste mit Bändern aller Art fand ich ein wunderschönes weißes Spitzenband, das hervorragend zum weinroten Jersey passte.
So schnell wie das Material ausgewählt wurde ging das Nähen dann aber doch nicht. Laut Anleitung wird in etwa das obere Drittel des Tops komplett gedoppelt. Darauf wollte ich bei Jersey allerdings verzichten, weshalb ich dünne Streifen wie Bündchen an alle Ausschnitte genäht und anschließend abgesteppt habe. Das sorgt meiner Meinung nach ebenfalls für einen professionellen Look. Das Spitzenband steppte ich anschließend so an die rückwärtige Ausschnittkante, dass es gleichzeitig die Träger bildete.
Da ich sowohl für die beiden Tops aus Webware (dazu aber ein andermal mehr) als auch für die Jerseyvariante die selbe Größe gewählt habe, sitzt das Oberteil aus elastischem Stoff etwas lockerer, was mir aber vor allem im Sommer sehr gut gefällt.
Mit dem Ergebnis bin ich wirklich mehr als zufrieden. Ab und an lohnt es sich, bei der Materialwahl mutig zu sein und entgegen der Empfehlung von Webware auch mal Jersey zu verwenden. Das gilt natürlich nur, wenn es der Schnitt auch zulässt und nicht unbedingt in umgekehrter Weise.
Heute ist der letzte Februartag und das bedeutet, dass Selmin von Tweed & Greet schon morgen das neue Motto von 12 aus dem Stoffregal verkündet. Vorher möchte ich euch aber noch mein Werk für des Februarthema „Zwei, füreinander gemacht“ vorstellen.
Mein erster Eindruck vom Motto war nicht der beste. Ein paar Minuten darüber nachgedacht, fand ich die Idee aber dann doch ganz nett. Immerhin ist auch diese Vorgabe sehr unterschiedlich zu interpretieren. Und schon kamen die ersten Ideen. Wieder einmal hätte mein noch immer aufgeschobener Samtblouson gut gepasst, denn auch einen Stoff für einen dazu passenden Rock habe ich in meinem Regal liegen. Soviel zur Theorie.
Die Praxis sah dann anders aus. Heute zeige ich euch also weder Rock, noch Jacke, dafür aber eine Tasche. Schon im letzten Jahr habe ich meine Liebe zur Echtlederverarbeitung entdeckt. Ich weiß, das kann unter Umständen ein heikles Thema sein. Dennoch verfügen Taschen aus echtem Leder über einige deutliche Vorteile gegenüber den Varianten aus Kunstleder. Dazu aber bei Gelegenheit mehr.
In einem Lederladen in München habe ich schon letztes Jahr einige Lederreste aus der Modeindustrie erstanden, wie auch das hier verwendete dunkelrote Leder. Von Anfang an war es für eine eher schlichte große Handtasche vorgesehen. Mit dem Freebook der Tasche Nine von Delari, das im Snaply-Magazin erschien, fand ich schließlich den idealen Schnitt.
Da das Leder sehr dick ist, entschied ich mich für eine offenkantige Verarbeitung. Dies erforderte allerdings ein wenig Umdenken und Improvisation. Laut Nine soll man die Tasche in unter 90 Minuten nähen können. Auf Grund meiner notwendigen Anpassungen und einer kleinen Komplikation – verbunden mit einem größeren Drama – benötigte ich allerdings deutlich mehr Zeit.
Für die Außentasche wählte ich ein noch vorhandenes Stückchen goldenes Lackleder, das ich nur auf das Vorderteil aufsetzte, statt die Tasche in den Seitennähten mitzufassen. Auch die Träger verarbeitete ich anders, als im Freebook beschrieben. Auf den Schulterriemen verzichtete ich ganz, für die verlängerten Henkel verwendete ich einen fertigen Lederriemen in schwarz.
Nun aber endlich zu meinem Kombinationspartner! In meinem Stoffvorrat befand sich ein schon länger gehüteter Schatz: Baumwolle mit pinkem Leomuster. Rein zufällig stimmte ein im Muster enthaltener Rotton genau mit der Farbe meins Leders überein. Die beiden Materialien waren also wie für einander gemacht! Ich freue mich jedes Mal wieder über das wunderschöne Innenleben meiner Tasche!
Jetzt fragt ihr euch bestimmt noch, was das für ein eben erwähntes Drama war. Ganz einfach: Da ich alle Henkelenden mit Buchschrauben an der Tasche fixierte, musste ich insgesamt 16 Löcher ins Leder stanzen. Mit meiner billigen Lochzange war das schon immer ein Kraftakt. Bei Loch Nummer 14 aber geschah, was irgendwann geschehen musste: Die Lochzange zerbrach in zwei Teile. Reparieren war nicht mehr möglich. Die Tasche ein anderes Mal mit einer neuen Lochzange fertig zu machen, war für mich allerdings auch keine Option. Etwa eine Stunde versuchte ich mit allen Mitteln und am Rande der Verzweiflung, die letzten beiden Löcher ins Leder zu schneiden. Locheisen und Hammer fanden auf Grund der Uhrzeit leider keinen Einsatz. Irgendwann waren die Henkel dann aber endlich befestigt.
Meinen tollen Innenstoff möchte ich am liebsten gleich jedem unter die Nase halten, dem die Tasche schon von außen gefällt. Nun bin ich sehr glücklich und zufrieden mit meiner neuen Tasche.
Wie habe ich Selmins Jahres-Challenges vermisst. Nach 12LettersofHandmadeFashion und 12ColoursofHandmadeFashion folgt nun, nach einem Jahr Pause, #12ausdemstoffregal. Dieses Jahr wird sich also einmal etwas ausgiebiger mit dem Stoffvorrat beschäftigt. Der Januar steht unter dem Motto „Struktur“. In meinem Regal finden sich durchaus ein paar Stoffe mit Struktur. Mein erster Plan war, endlich einmal einen Samtblouson zu nähen. Diesen Plan verfolge ich schon seit etwa einem Jahr, doch hundertprozentig sicher bin ich nicht, ob ich diese Art von Jacke überhaupt an mir mag. Doch in meinem Stoffregal wartete auch noch ein wunderschöner, rosé-farbener Wollbouclé auf seine Verarbeitung. Deshalb kam der neue Mantelschnitt Tiffany von der lieben Kira von The Couture wie gerufen.
Zugegebener Maßen wartete ich insgeheim schon voller Vorfreude auf dieses Schnittmuster, erfüllte es doch mein Hauptkriterium für den geplanten Mantel: Ein Reverskragen!
Die für Wollbouclé typische Struktur passt meiner Meinung nach perfekt zum Schnittmuster des Mantels. Außerdem befindet sich seit ein paar Wochen auch ein kuschlig weicher Teddyplüsch aus reiner Baumwolle in meinem Besitz, den ich auf dem letzten Stoffmarkt in Freising bei München gezielt als Mantelfutter kaufte. Damit fütterte ich den kompletten Mantel. Anfangs hatte ich Bedenken, ob diese Art von Futter auch für Ärmel geeignet sei, doch mittlerweile kann ich das bestätigen. Zwar gleitet man nicht ganz so gut in die Ärmel wie mit normalem Futterstoff, aber es klappt doch mit relativ wenig Widerstand. Der Mantel ist durch dieses Futter kuschlig weich und warm und ich fühle mich jedes Mal wie in eine Decke eingewickelt, wenn ich ihn trage. Herrlich!
Zum Schnitt an sich möchte ich natürlich auch noch ein paar Worte loswerden. Im Großen und Ganzen ist der Schnitt, sowie die Anleitung wirklich gut gemacht und sehr verständlich. Nur zwei kleine Kritikpunkte sind mir aufgefallen. Einer der beiden Taschenbelege hat keine Passzeichen. Da dieser Beleg dreieckig ist, lässt sich zwar die Postion erahnen, aber ganz sicher war ich mir dennoch nicht. Nach kurzer Rücksprache mit Kira erfuhr ich aber, dass sie die entsprechenden Markierungen noch in den Schnitt aufnehmen möchte. Der zweite Kritikpunkt ist das Fehlen der Vliesbezeichnung. Der Kragen und die Knopfleiste werden mit einer Vlieseinlage verstärkt. Kira hat in ihrer Anleitung keine genaue Bezeichnung angegeben, da man den Mantel aus verschiedenen Stoffen nähen kann und somit auch verschiedene Vliese benötigt. Für mich war die Wahl der Einlage aber schwierig, da ich mich in diesem Bereich nicht auskenne.
Generell war Kira sehr hilfsbereit. Als ich den Mantel nähte, existierten dazu noch keine Videos, weshalb ich Probleme mit dem Reverskragen hatte. Diese Art Kragen nähte ich schließlich das erste Mal. Geduldig und sehr anschaulich erklärte mir Kira über Instagram deshalb nocheinmal die Punkte, die ich nicht verstand. Ich kann euch also sehr empfehlen, beim Nähen des Mantels Tiffany die Videos von Kira auf YouTube anzusehen.
Jetzt bin ich gespannt, was für Strukturen sonst noch so verarbeitet wurden. Seid ihr auch neugierig? Bei Selmin von Tweed & Greet findet ihr die Linksammlung.
Zuletzt habe ich euch meine Lederjacke vorgestellt. Doch während des Nähens sind mir so einige Dinge bewusst geworden. Ein wichtiger Punkt allerdings fiel mir erst auf, als sie schon fertig war und ich das Ausmaß meines noch unbemerkten Fehlers entdeckte. Im Folgenden möchte ich euch deshalb ein paar Tipps zur Verarbeitung von Kunstleder geben. Da das alles auf meinen eigenen Erfahrungen basiert, bin ich mir sicher, dass nicht alles wirklich professionell ist, ich komme aber gut mit den Techniken und Hilfsmitteln zurecht.
1. Eine geeignete Nähnadel
Zu meiner Zeit als Nähanfänger habe ich fast ausschließlich Taschen und kleine Täschchen genäht und deshalb schon früh Erfahrungen im Verarbeiten von Lederimitat gesammelt. Damals habe ich auch irgendwo einmal gelesen, dass man zum Nähen von Kunstleder am besten eine Jeansnadel verwenden sollte. Ledernadeln sind nicht dafür geeignet, da sie in das Material schneiden und somit das Gewebe zerstören. Außerdem habe ich bei Farbenmix eine Auflistung vieler Nähmaschinennadeln entdeckt und dort wird eine Microtexnadel für Kunstleder empfohlen. Das muss ich bei Gelegenheit auch einmal testen.
2. Geeignetes Material
Kunstleder ist nicht gleich Kunstleder, deshalb gibt es auch bei der Materialwahl einiges zu beachten. Einen wirklich guten Beitrag dazu habe ich vor einiger Zeit bei Hansedelli gefunden. Dort findet ihr einen Kunstleder Guide. Schaut unbedingt mal vorbei, denn dort könnt ihr einige sehr nützliche Tipps zur Wahl des Kunstleders finden. Es lohnt sich! Ein Beispiel für schlechtes Kunstleder findet ihr demnächst auf meinem Blog.
3. Ein geeignetes Nähfüßchen
Im Internet kursieren einige hilfreiche Tipps bezüglich der Verwendung von Nähfüßchen in der Lederimitatverarbeitung. Bestimmt habt ihr schon einmal davon gehört, Kreppklebeband oder Washitape auf die Unterseite des Füßchens zu kleben. Dadurch gleitet das Füßchen etwas besser über das Material. Eine andere Option wäre, Backpapier oder normales Papier zwischen Kunstleder und Nähfüßchen – gegebenenfalls auch unter das Kunstleder – zu legen, um den Transport sicherzustellen. Auf die gleiche Art kann man wasserlösliches Stickvlies verwenden, was meiner Erfahrung nach ein bisschen besser funktioniert. Alles in Allem bin ich jedoch von keiner Methode vollkommen überzeugt. Mein Favorit ist definitiv das Teflonfüßchen. Es gleitet über das Kunstleder, wie ein normaler Fuß über Baumwolle. Je nach Maschine ist das Spezialfüßchen zwar leider nicht immer günstig, aber das wunderschöne Nahtergebnis und Nähgefühl sind die Anschaffung absolut wert.
4. Die Stichlänge
Jeder, der schon einmal Kunstleder oder Wachstuch vernäht hat, wird sowieso schon wissen, wie wichtig die Wahl des Stiches ist. Wählt immer einen etwas längeren Stich aus, um das Material nicht zu sehr zu perforieren und somit das Reißen an der Naht zu verhindern. Ich nutze meist eine Stichlänge von 3 mm und zum anschließenden sichtbaren Absteppen auf der Oberseite 3,5 bis 4 mm. Außerdem müsst ihr in den meisten Fällen die Fadenspannung ein wenig ändern.
5. Konzentriert und Sorgfältig arbeiten
Das Nähen von Kunstleder hinterlässt Löcher im Material. Dies gilt vor allem dann zu beachten, wenn man etwas wieder auftrennen möchte. Hier würde ich immer versuchen, höchst konzentriert zu arbeiten, um ein Auftrennen möglichst zu vermeiden. Die Löcher würde man sonst sehen. Muss man allerdings etwas auftrennen, weil man eine Stofflage oder einen Reißverschluss vergessen hat, dazwischen zu legen und wieder an der selben Stelle eine Naht setzen möchte, kann man die alte Naht auftrennen und anschließend mittels Handrad versuchen, die alten Löcher wieder zu treffen.
6. Stoffklammern statt Stecknadeln
Zum Thema Löcher im Kunstleder muss natürlich auch darauf hingewiesen werden, dass möglichst keine Stecknadeln verwendet werden. Diese hinterlassen unschöne Löcher im Kunstleder, die man dauerhaft sieht. Stoffklammern, auch Wonderclips genannt, eignen sich deshalb besser zum fixieren des Materials. Alternativ und vor allem für Bereiche, die nicht mit Klammern fixiert werden können, lässt sich gut Wondertape, Stylefix oder jedes andere doppelseitige Klebeband verwenden. Hier solltet ihr allerdings darauf achten, dass ihr das Klebeband nicht direkt auf der Nahtlinie verwendet, sondern in der Nahtzugabe, da sonst Klebereste an der Nähnadel haften und das Nähen dadurch erschwert wird.
Das solltet ihr bei einer Jacke mit Futterstoff unbedingt vermeiden
Wie bereits ein paar Mal erwähnt, ist mir beim Nähen meiner Lederjacke ein drastischer Fehler unterlaufen. Der Stehkragen war bereits mit dem Beleg am rückwertigen Halsausschnitt innen an die Jacke genäht und abgesteppt und das Futter soweit vorbereitet, dass es in die Jacke eingenäht werden konnte, da fiel mir ein, dass ich einen Aufhänger einnähen wollte. Vorgesehen war das zwischen Stehkragen und Beleg. Da das nun zu spät war, machte ich mir keine weiteren Gedanken darüber und nähte ihn Kurzerhand zwischen Futter und Beleg. So weit so gut. Nachdem ich die Jacke etwa eine Woche täglich getragen und auch fleißig am Aufhänger aufgehängt hatte, bemerkte ich, wie sich das Futter an der rückwärtigen Mittelnaht trotz ausreichender Bewegungsfalte auftrennte. Auch am Ärmelansatz löste sich das Futter auf, allerdings ebenfalls nur am Rückenteil. Das Vorderteil, sowie die Ärmel selbst blieben unbeschädigt. Voller Verzweiflung und enttäuscht malte ich mir schon aus, die Jacke wegwerfen zu müssen, weil ich den Fehler in der Qualität des Futterstoffes suchte. Doch mit einem Schlag kam dann die Erleuchtung. Das Futter löst sich nur an Stellen auf, die großer Kraft ausgesetzt sind. In diesem Fall ist das die Kraft, die sich durch das Aufhängen der Jacke am Aufhänger auf die Nähte im Futter überträgt. Das heißt, die gesamte Last der Jacke hing an den Nähten im Futter, da ich den Aufhänger an das Futter genäht hatte. Dadurch entstand eine ungleichmäßige Kraftverteilung. Hätte ich den Aufhänger, wie anfangs vorgesehen, in die Naht des Stehkragens genäht, hätte ich alles absteppen können und die Kraft hätte sich gleichmäßiger aufgeteilt, bzw. mehr auf den robusteren Außenstoff als auf das Futter übertragen.
Burda Style Lederjacke aus schwarzem Lederimitat
Leider kann ich nach ausgiebigem Testen des Futterstoffs nun auch sagen, dass der Stoff von schlechter Qualität war. Der Kauf des Futters liegt schon etwas zurück, so dass ich mich weder erinnern kann, wo ich ihn gekauft habe, noch wie viel ich dafür bezahlt habe. Bei einer weiteren Jacke wollte ich dem Futterstoff noch eine letzte Chance geben und hab deshalb die Taschen der Jacke aus diesem Futterstoff angefertigt. Leider hat sich auch hier der Stoff vollkommen aufgelöst, sodass ich jetzt an Stelle der Taschen nur noch Fäden und Stofffetzen habe. Also: Augen auf beim Futterkauf!
Diese beiden Fehler werde ich wohl nicht noch einmal begehen. Und ihr wisst jetzt, worauf ihr beim Einnähen eines Aufhängers achten müsst und wie wichtig die Wahl des Futterstoffes ist. Habt ihr auch noch ein paar nützliche Tipps zur Kunstlederverarbeitung? Dann schreibt sie mir gerne in einen Kommentar oder auch per Email.
Nach einem halben Jahr Blogpause melde ich mich nun mit vielen Ideen und natürlich neuen Beiträgen zurück. In dieser Zeit stand die Nähmaschine selbstverständlich nicht still, deshalb hat sich einiges angesammelt, was hier gezeigt werden möchte. Ich habe viel dazu gelernt und mich selbst der ein oder anderen kleinen nähtechnischen Herausforderung gestellt. Ich freue mich deshalb also umso mehr, euch heute mein bisher aufwändigstes Projekt vorstellen zu dürfen.
Ich habe mich an ein so genanntes Master Piece von Burda Style gewagt und mir eine Lederjacke genäht. Ein ganzes Jahr hat es übrigens gedauert, bis ich mich wirklich an den Schnitt getraut habe. Das Schnittmuster erschien in der Burda Style 9/2017 und es handelt sich hierbei um das Modell 105.
Anfangs war ich mir bezüglich der Passform sehr unsicher, entschied mich aber dennoch gegen ein Probemodell, da die Jacke aus einfachem Bauwollstoff doch etwas anders sitzt und fällt als aus Kunstleder. Also wählte ich meine Größe an Hand der Maßtabelle aus. Bei Burdschnitten passt mir erfahrungsgemäß Größe 40 auch ohne Änderungen ganz gut (als Beispiel siehe dieses Raglanshirt).
Also wurde mal eben schnell der Schnitt abgepaust und das Kunstleder zugeschnitten. Das klingt im Nachhinein nicht so zeitintensiv, wie es in Wirklichkeit war. Ein paar mehr Schnittteile als bei einem einfachen T-Shirt sind es nämlich dann doch. Außerdem mussten einige Teile noch verstärkt werden. So kam Volumenvlies an den Schulterpassen zum Einsatz. Dort wurde das Ganze mit parallelen Ziernähten abgesteppt. Eine dünne Bügeleinlage war zudem für Bereiche wie dem Stehkragen mit Riegel und ein paar Details an der Taschen, sowie den Manschetten vorgesehen. Dann kam schon die erste Ernüchterung. Die velours-artige Rückseite des Kunstleders weigerte sich, eine Verbindung mit der Bügeleinlage einzugehen. Das musste ich natürlich 30 Minuten vor Ladenschluss des einzigen Stoffladens in meiner direkten Umgebung feststellen. Zum Glück bekam ich dort sofort, was ich wollte.
Die restliche Vorbereitung erfolgte mit der neuen Bügeleinlage dann ohne Probleme und auch die als nächstes anstehenden Paspeltaschen konnte ich problemlos einnähen, da ich diese Technik schon beherrschte.
Ein überwältigendes Gefühl machte sich in mir breit, als die Lederjacke immer mehr die Form einer richtigen Jacke annahm. Es fühlte sich wirklich unrealistisch an und ich war während des Nähens schon richtig stolz.
Für sichtbare Nähte an der rückwärtigen Mittelnaht und an anderen Stellen kaufte ich mir extra ein dickes Garn, das für ein stimmigeres Gesamtbild sorgen sollte. Leider funktionierte das Ganze nur einwandfrei, so lange ich auf einem Reststück zur Probe nähte. Kaum erfolgten die ersten paar Stiche auf der Jacke, bildeten sich auf der Unterseite kleine Knötchen. Dieses Problem konnte ich nur halbwegs in den Griff bekommen, indem ich für die Unterfadenspule das normale dünne Polyestergarn verwendete. Schließlich bin ich aber mit dem Endergebnis einigermaßen zufrieden. Klar, an der ein oder anderen Stelle sehe ich schon, dass die Jacke nicht perfekt ist, aber das geht uns doch allen so, oder?
Damit die Jacke aus schwarzem Kunstleder vom Stoffmarkt professioneller aussieht, erhielt sie noch messingfarbene Druckknöpfe von Prym, farblich abgestimmt auf die Reißverschlüsse. Habt ihr bereits Erfahrungen mit dieser Art von Druckknöpfen gemacht? Für mich war das, abgesehen von KamSnaps und Jerseydruckknöpfen absolutes Neuland. Doch die Ängste waren vollkommen unbegründet. Mit der Variozange waren alle Knöpfe in nur wenigen Minuten kinderleicht angebracht. Meiner Meinung nach sind diese Knöpfe somit die idealen Details für alle Jacken, die „wie gekauft“ aussehen sollen.
Fazit zum Schnitt
Trotz der Bezeichnung „Master Piece“ war der Schnitt mit etwas Erfahrung und viel Geduld und Zeit gut umsetzbar. Schwierige Stellen wie zum Beispiel die Paspeltaschen mit Reißverschluss waren meiner Meinung nach diesmal etwas besser erklärt, als für Burdaanleitungen üblich, wobei es definitiv von Vorteil ist, vorher schon einmal diese Technik angewandt zu haben. Bei dem Schnittmuster handelt es sich um eine eher kurze Lederjacke, was einige meiner Verwandten und Freunde als Kritikpunkt geäußert haben. Für die wärmere Jahreszeit stört mich das aber überhaupt nicht. Außerdem kann man sie dadurch auch gut zu Kleidern und Röcken tragen. Auch die Passform an sich gefällt mir sehr gut. Die Größe ist ideal, da sie für eine Lederjacke noch relativ locker sitzt und auch in geschlossenem Zustand nicht einengt. Die Position der Taschen allerdings sind nicht alltagstauglich. Diese dienen lediglich als Dekoration, da man sie auf Grund der Höhe kaum normal benutzen kann.
Wenn euch dieser Beitrag gefallen hat, kommt gerne nächste Woche wieder vorbei. Dann berichte ich von meinen persönlichen Erfahrungen in der Verarbeitung von Kunstleder und gebe den ein oder anderen nützlichen Tip. Außerdem lohnt sich das vorbeischauen, denn ich werde euch von einem Fehler erzählen, den man unter keinen Umständen bei einer Jacke mit Futterstoff machen sollte, auch wenn man sich in dem Moment für besonders klug hält… ich sag nur: Learning by doing.
Einmal ein Teil nähen und einen Beitrag dazu veröffentlichen, während die Ausgabe der Nähzeitschrift noch aktuell ist. Das nehme ich mir bei jeder neuen Burda Style oder La Maison Victor vor und bis jetzt habe ich dieses Ziel doch noch nie erreicht.
Diesmal habe ich das Shirt aus der Burda Style 04/2018 immerhin vor Veröffentlichung der neuen Ausgabe fertig genäht. Nur Fotos fehlten noch. Und – schwups – erschien die neue Ausgabe der Zeitschrift. Aber alles neu macht ja bekanntlich der Mai.
An einem gemeinsamen Nähtag mit Anna von Petersilie & Co. ist das Raglanshirt 116 aus der Burda Style 04/2018 entstanden. Durch die Kombination von Raglanärmeln und Ringerrücken entstehen im Bereich der Schulterblätter interessante Cutouts.
Ich wählte ein schon etwas länger gehegtes Stoffschätzchen, das ich mal bei einer Stoffladenauflösung ergattert habe. Es ist ein weißer Jersey mit schwarzem Schriftzug „eat it all“ als all over Print. Die Cutouts, sowie die vorderen Räglannähte werden mit Paspeln in neonpink gearbeitet und sorgen somit für etwas Pep.
Da ich nur einen Meter Stoff zur Verfügung hatte, der Verbrauch in der Zeitschrift aber mit 1,40 m angegeben war, musste ich eine zusätzliche Naht im rückwärtigen Ärmel einfügen, die ich ebenfalls mit pinker Paspel betonte. Stört euch eine zusätzliche Teilungsnaht nicht, könnt ihr das Shirt also auch gut aus nur einem Meter Jersey nähen.
Zur Paspel gab es in der Anleitung keine detaillierten Angaben und aus Ermangelung einer elastischen Paspel in meiner Wunschfarbe, verwendete ich eine Baumwollpaspel. Das Einnähen klappte ohne Probleme, jedoch empfiehlt sich hier definitiv eine elastische Paspel, die am rückwärtigen Ausschnitt etwas gedehnt eingenäht wird. Andernfalls steht der Stoff an den Cutouts unschön vom Körper ab. Mit ein paar zusätzlichen Handstichen und viel Dampf gebügelt konnte ich dies noch ein wenig anpassen, bei bestimmten Bewegungen fällt es aber dennoch auf.
Von der restlichen Passform bin ich sehr überzeugt. Laut Größentabelle benötigte ich Größe 40 und diese sitzt auch wie sie soll. Durch die zweiteiligen Ärmel schmiegt sich der Stoff schön an den Schultern an und formt somit eine schöne Silhouette.
Abschließend kann ich das Shirt auf Grund der guten Passform sehr empfehlen. Es ist recht schnell genäht und mit den durch elastische (!!) Paspel betonten Cutouts ein echter Hingucker.
Meinen treuen Begleiter, die Delaribag#1, hatte ich natürlich auch beim Fotoshooting dabei und ich finde, er passt perfekt zur Kulisse.