DIY - Selbstgemachtes

Mein Burda Style Master Piece: Lederjacke

Nach einem halben Jahr Blogpause melde ich mich nun mit vielen Ideen und natürlich neuen Beiträgen zurück. In dieser Zeit stand die Nähmaschine selbstverständlich nicht still, deshalb hat sich einiges angesammelt, was hier gezeigt werden möchte. Ich habe viel dazu gelernt und mich selbst der ein oder anderen kleinen nähtechnischen Herausforderung gestellt. Ich freue mich deshalb also umso mehr, euch heute mein bisher aufwändigstes Projekt vorstellen zu dürfen.

Ich habe mich an ein so genanntes Master Piece von Burda Style gewagt und mir eine Lederjacke genäht. Ein ganzes Jahr hat es übrigens gedauert, bis ich mich wirklich an den Schnitt getraut habe. Das Schnittmuster erschien in der Burda Style 9/2017 und es handelt sich hierbei um das Modell 105.

Anfangs war ich mir bezüglich der Passform sehr unsicher, entschied mich aber dennoch gegen ein Probemodell, da die Jacke aus einfachem Bauwollstoff doch etwas anders sitzt und fällt als aus Kunstleder. Also wählte ich meine Größe an Hand der Maßtabelle aus. Bei Burdschnitten passt mir erfahrungsgemäß Größe 40 auch ohne Änderungen ganz gut (als Beispiel siehe dieses Raglanshirt).

Also wurde mal eben schnell der Schnitt abgepaust und das Kunstleder zugeschnitten. Das klingt im Nachhinein nicht so zeitintensiv, wie es in Wirklichkeit war. Ein paar mehr Schnittteile als bei einem einfachen T-Shirt sind es nämlich dann doch. Außerdem mussten einige Teile noch verstärkt werden. So kam Volumenvlies an den Schulterpassen zum Einsatz. Dort wurde das Ganze mit parallelen Ziernähten abgesteppt. Eine dünne Bügeleinlage war zudem für Bereiche wie dem Stehkragen mit Riegel und ein paar Details an der Taschen, sowie den Manschetten vorgesehen. Dann kam schon die erste Ernüchterung. Die velours-artige Rückseite des Kunstleders weigerte sich, eine Verbindung mit der Bügeleinlage einzugehen. Das musste ich natürlich 30 Minuten vor Ladenschluss des einzigen Stoffladens in meiner direkten Umgebung feststellen. Zum Glück bekam ich dort sofort, was ich wollte.

Die restliche Vorbereitung erfolgte mit der neuen Bügeleinlage dann ohne Probleme und auch die als nächstes anstehenden Paspeltaschen konnte ich problemlos einnähen, da ich diese Technik schon beherrschte. 

Ein überwältigendes Gefühl machte sich in mir breit, als die Lederjacke immer mehr die Form einer richtigen Jacke annahm. Es fühlte sich wirklich unrealistisch an und ich war während des Nähens schon richtig stolz.

Für sichtbare Nähte an der rückwärtigen Mittelnaht  und an anderen Stellen kaufte ich mir extra ein dickes Garn, das für ein stimmigeres Gesamtbild sorgen sollte. Leider funktionierte das Ganze nur einwandfrei, so lange ich auf einem Reststück zur Probe nähte. Kaum erfolgten die ersten paar Stiche auf der Jacke, bildeten sich auf der Unterseite kleine Knötchen. Dieses Problem konnte ich nur halbwegs in den Griff bekommen, indem ich für die Unterfadenspule das normale dünne Polyestergarn verwendete. Schließlich bin ich aber mit dem Endergebnis einigermaßen zufrieden. Klar, an der ein oder anderen Stelle sehe ich schon, dass die Jacke nicht perfekt ist, aber das geht uns doch allen so, oder?

Damit die Jacke aus schwarzem Kunstleder vom Stoffmarkt professioneller aussieht, erhielt sie noch messingfarbene Druckknöpfe von Prym, farblich abgestimmt auf die Reißverschlüsse. Habt ihr bereits Erfahrungen mit dieser Art von Druckknöpfen gemacht? Für mich war das, abgesehen von KamSnaps und Jerseydruckknöpfen absolutes Neuland. Doch die Ängste waren vollkommen unbegründet. Mit der Variozange waren alle Knöpfe in nur wenigen Minuten kinderleicht angebracht. Meiner Meinung nach sind diese Knöpfe somit die idealen Details für alle Jacken, die „wie gekauft“ aussehen sollen.

Fazit zum Schnitt

Trotz der Bezeichnung „Master Piece“ war der Schnitt mit etwas Erfahrung und viel Geduld und Zeit gut umsetzbar. Schwierige Stellen wie zum Beispiel die Paspeltaschen mit Reißverschluss waren meiner Meinung nach diesmal etwas besser erklärt, als für Burdaanleitungen üblich, wobei es definitiv von Vorteil ist, vorher schon einmal diese Technik angewandt zu haben. Bei dem Schnittmuster handelt es sich um eine eher kurze Lederjacke, was einige meiner Verwandten und Freunde als Kritikpunkt geäußert haben. Für die wärmere Jahreszeit stört mich das aber überhaupt nicht. Außerdem kann man sie dadurch auch gut zu Kleidern und Röcken tragen. Auch die Passform an sich gefällt mir sehr gut. Die Größe ist ideal, da sie für eine Lederjacke noch relativ locker sitzt und auch in geschlossenem Zustand nicht einengt. Die Position der Taschen allerdings sind nicht alltagstauglich. Diese dienen lediglich als Dekoration, da man sie auf Grund der Höhe kaum normal benutzen kann.

Wenn euch dieser Beitrag gefallen hat, kommt gerne nächste Woche wieder vorbei. Dann berichte ich von meinen persönlichen Erfahrungen in der Verarbeitung von Kunstleder und gebe den ein oder anderen nützlichen Tip. Außerdem lohnt sich das vorbeischauen, denn ich werde euch von einem Fehler erzählen, den man unter keinen Umständen bei einer Jacke mit Futterstoff machen sollte, auch wenn man sich in dem Moment für besonders klug hält… ich sag nur: Learning by doing.

Bis bald,

Tessa

Verlinkt bei Sew La La, Du für Dich am Donnerstag

11 Antworten auf „Mein Burda Style Master Piece: Lederjacke

  1. Liebe Tessa, da hast du dir wirklich ein Masterpiece gezaubert. Vorallem die Tatsache, dass man bei Kunstleder kaum die Chance hat etwas auf Grund der Stichlöcher zu berichtigen, macht das Ganze tricky. Sie sieht wirklich toll aus und steht dir super. Das Problem mit dem dickeren Garn kenne ich auch. LG Undine

    1. Vielen Dank, liebe Undine! :) Was die Stichlöcher beim Trennen von Kunstleder angeht, hatte ich auch Angst. Ich hatte zwar noch einen kleinen Rest Kunstleder übrig, aber nicht genug, um wirklich entscheidende große Teile nochmals zuzuschneiden. Zum Glück aber musste ich nichts wieder auftrennen.
      LG, Tessa

  2. Liebe Tessa, die Jacke ist spitze geworden! Ich finde übrigens auch, das die Länge perfekt ist, um sie zu Kleidern zu tragen.
    Zu deinem Problem mit dem Topstich-Garn: ich benutze dabei grundsätzlich nur das dicke Garn für den Oberfaden und normales Nähgarn in der Unterfadenspule. Normalerweise sieht man ja den Unterfaden nicht. Bei solchen Details wie den Riegeln und dem Kragen deiner Jacke ist das natürlich was anderes. Hast du da mittlerweile eine Lösung gefunden?
    Liebste Grüße, Steffi

    1. Dankeschön, liebe Steffi! :) Mit dem dünnen Garn in der Unterfadenspule hat es auch deutlich besser funktioniert, aber ganz vermeiden konnte ich die die Knötchen leider doch nicht. Um das Problem zu lösen, habe ich irgendwann für den Oberfaden zwei normale Garne an Stelle des dicken verwendet und unten einfach das normale beibehalten.
      LG, Tessa

      1. Das praktische daran ist vor allem, dass man nicht extra ein dickes Garn kaufen muss, das man wahrscheinlich sowieso nur für ein Projekt benötigen würde.

    1. Liebe Dorie, vielen lieben Dank! :) Jeder fängt mal klein an! Du musst nur am Ball bleiben und dich einfach trauen, etwas Neues zu probieren und nicht gleich aufgeben, wenn es mal nicht so läuft. Es gibt viele gute anfängertaugliche Schnittmuster! :)
      LG, Tessa

  3. Zu dickem Oberfaden sollte man immer den normalen Unterfaden nehmen. Du kannst vielleicht mit Veränderung der Fadenspannung die Knötchen beseitigen (bei mir 5 statt 2,5). Wenn nicht, geht auch ein dreifach-Geradstich mit normalem Garn. Der ist ja eigentlich für elastische Stoffe, aber im Prinzip näht er jeden normalen Stich drei Mal, sieht dann auch aus wie mit dickem Stoff abgesteppt :)
    Sind die Fältchen im Ärmel im Schnittmuster enthalten oder war der Stoff so schwer einzuhalten? LG

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